Monat: April 2023

Elbe an der Strandperle


Einer der schönsten Elbeplätze in Hamburg: die Strandperle. Ich habe mich dort – wo sonst? – mit Tilman Hanspach vom Elberadweg getroffen. Wir haben über mein Buch „Rad, Land, Fluss“, die Elbe, den Hafen, Handelsströme, deutsche Geschichte, Naturschutz und Artenvielfalt und immer wieder über Lieblingsorte an der Elbe gesprochen. Dabei wehten die Hafengeräusche von der anderen Seite zu uns rüber und ab und zu fuhr ein großes Schiff vorbei: Dann rauschten Wellen an den Strand. Totale Entschleunigung an einem ganz normalen Wochentag mitten in Hamburg, das geht. Etwas gearbeitet haben wir auch noch – aber es hat sich nicht so angefühlt. Das Buch ist übrigens im Prestel Verlag mit Fotos von Manolo Ty und mir genau vor einem Jahr erschienen. Vielen Dank, liebe Elbe für die Inspiration.

 

Femme Fatale


Ich war gestern zum Mittagessen verabredet und wollte vorher einmal kurz durch die Ausstellung Femme Fatale in der Hamburger Kunsthalle schlendern. Insgesamt sind 2 1/2 Stunden daraus geworden.
Medusa, Medea, Circe und Pandora, Salome, Judith und Lilith, die erste Frau Adams: starke, geheimnisvolle Frauen, immer eine Gefahr für die Männerwelt und meist von Männern gemalt. Mit roten Haaren, von Schlangen umschlungen, mit orientalisch anmutendem Schmuck. Das Fremde war den Herren der Schöpfung unheimlich und trotzdem: Ewig lockt das Weib und die Männer können gar nichts dafür.
Ein Satz der hervorragenden Audiotour ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, er ist natürlich ironisch gemeint: Helena ist Schuld am Trojanischen Krieg – nicht die Männer, die ihn geführt haben.
Auf dem Bild hier von Kaulbach tanzt Lucrezia Borgia in vollendeter Anmut. Vor dem Bild stand ich lange und betrachte die Gesichter der Männer und Frauen, die ihr zuschauen. Zu sehen ist eine ganze Welt menschlicher Gefühle von Lust über Fassungslosigkeit bis hin zu Neid.
Die Ausstellung ist ein Parforceritt durch die griechische Mythologie. Wer war noch mal Pandora, was war in ihrer Büchse? Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Vorstellung der Femme fatale dann auf reale Frauen projiziert: Alma Mahler, von der Oskar Kokoschka eine Fetisch-Puppe anfertigen ließ, nachdem sie ihn verlassen hatte! Mit der er zum Kaffee trinken ging! Immer wieder Marilyn Munroe. Madonna nahm die Sache schließlich selbst in die Hand.
Male gaze, Identität, Gender, Empowerment – alles spielt in diese fantastische Ausstellung hinein. Eine Inspiration, die eigenen Sehgewohnheiten zumindest mal zu hinterfragen.
Odysseus und seine Männer haben Circe übrigens nicht gefragt, ob sie ihre Insel betreten dürfen. Auf dem Bild von John William Waterhouse liegt ein totes Wildschwein zu ihren Füßen. Sie hat es bis heute in unseren Sprachgebrauch geschafft.