„Underground Rail Road“
Nach den Nickel Boys von Colson Whitehead hätte ich gewappnet sein müssen. Doch auch Underground Railroad, für das er den Pulitzerpreis bekam, hat mich in meine Träume verfolgt – einfach weil es wirklich so war. Die Sklavin Cora lebt auf einer Plantage, die die Hölle ist. Mit einem Gefährten wagt sie die Flucht, im Norden soll es Freiheit geben. Doch Flucht ist in einer Gesellschaft nicht vorgesehen, in der Sklaven grauenvoll gequält werden, ihr Leben nichts zählt, sie schuften müssen, bis sie tot umfallen. Ein Sklavenjäger heftet sich an ihre Fersen.
Als Leser liest man atemlos, weiß man doch, dass man sich bei Colson Whitehead nicht darauf verlassen kann, dass eine Geschichte gut ausgeht. Aber es gibt auch Engel und Helden: Die Underground Railroad, ein Netzwerk, das Sklaven auf ihrer Flucht in den Norden half, existierte wirklich. Whitehead verlegt sie buchstäblich unter die Erde. Ein fantastischer Kunstgriff, eine surreale Allegorie und wie gut geschrieben! Und trotzdem immer wieder: Sobald ein bisschen Hoffnung keimt, sind die Brandschatzer nicht weit.
Zum Thema passt Quentin Tarantinos genialer Film Django Unchained. Dort erhält ein befreiter Sklave den Nachnamen Freeman. Ein Allerweltsname, aber jetzt weiß ich, woher er kommt. Ein düsteres Kapitel amerikanischer Geschichte, mit Folgen bis heute, jeden Tag.