Monat: Dezember 2019

Von Michael Williams | Carlsen Verlag

„Der Tag der Krokodile“


Wie ihr wisst, lese ich zwischendurch auch gerne Jugendbücher. Dies ist eins, an das ich zwischendurch immer mal wieder denke, das ich extra aufgehoben habe, damit mein Sohn es lesen konnte, als er alt genug dafür war. Der Stoff ist hart, aber realistisch. Nur durch Zufall entkommen die Geschwister Jabu und Innocent, als ihr Dorf in Simbabwe von marodierenden Soldaten dem Erdboden gleichgemacht wird. Sie fliehen mit nicht viel mehr dabei als ihrem Fußball. Um nach Südafrika zu gelangen, müssen sie über den großen Strom Limpopo, in dem Krokodile leben. Aber am anderen Ufer sind sie alles andere als willkommen. Ihr Überlebenskampf geht dort weiter. Ich liebe dieses Buch, auch wenn es zwischendurch tieftraurig ist. Es ist ein Buch über Mut und Verzweiflung, die tiefe Liebe zwischen zwei Brüdern, über Afrika. Denn was wir in Europa so gerne vergessen: Millionen Menschen sind dort innerhalb ihres Kontinents auf der Flucht. Ich verrate natürlich nicht, wie das Buch endet. Nur so viel: Es geht um Fußball, kleine Glücksmomente, wenn eine zusammengewürfelte Truppe aus Gestrandeten auf einem staubigen Dorfplatz kickt. Es geht um das Schnüffeln von Klebstoff, aber auch um unendliche Tapferkeit. Vor allem aber um den Traum der Regenbogen-Nation, dass nur ein Land, in dem alle Völker zusammenhalten, etwas Großes schaffen kann. Und nur eine Fußballmannschaft, in der gemeinsames Spielen wichtiger ist als woher Du kommst, hat auf der Obdachlosen-WM eine Chance. Das Buch ist beeindruckend gut geschrieben. Mein Sohn, ein großer Fußball-Fan, hat es in einem Rutsch gelesen. Und weiß jetzt, dass Afrika nicht nur der Erdteil ist, auf dem Löwen leben. Erschienen @carlsenverlag. Das wunderschöne Kissen, auf dem ich das Buch fotografiert habe, ist übrigens von @larapintaliving.

Von Hanna Jansen | Peter Hammer Verlag

„Herzsteine“


Noch ein Liebling-Jugendbuch über Afrika, diesmal über Ruanda. Eines Tages lässt Fe ihren deutschen Mann und ihr gemeinsames Kind auf Sylt zurück und geht zurück in ihre Heimat Ruanda. Ein halbes Jahr später besuchen ihr Mann und ihr Sohn sie dort. Der 16-jährige Sam versucht zu verstehen, warum seine Mutter lieber in einer Hütte mit festgestampftem Lehmboden lebt als bei ihnen in Deutschland. Er beginnt zu ahnen, dass in Ruanda etwas passiert ist, das sich nicht so leicht in Worte fassen lässt. Alles ist anders, das Licht, die Gerüche, es ist aufregend. Ein gleichaltriger Ruander nimmt ihn mit auf den pulsierenden Markt in Kigali, gemeinsam gehen sie in die Disco. Zusammen mit seiner Mutter fährt er aufs Land in das Dorf, aus dem ihre Familie stammt. Dort bekommt er eine Kuh geschenkt. Er besucht Gisozi, die Erinnerungsstätte an den Völkermord. Langsam versteht er, dass die Geschichte Ruandas etwas mit dem Leben seiner Mutter heute zu tun hat. Und langsam kommt er seinen eigenen Wurzeln näher. Das alles ist aus Sicht von Sam geschrieben, lakonisch, treffsicher, mit scharfer Beobachtungsgabe. Aber auch die tastenden Gedanken der Mutter sind eingestreut. Wie ist es, wenn die eigene Mutter aus einer komplett anderen Welt stammt? Sie manche Dinge nie erzählen kann und wird? Dieses Buch lässt manches in der Schwebe, es zieht einen rein in das Land mit den vielen Hügeln, berührt mit einer ganz besonderen Familiengeschichte. Schön beim Lesen: Das handbemalte Kissen ist wieder von @larapintaliving.

Holly Goldberg Sloan und Meg Wolitzer | Carl Hanser Verlag

Braucht ihr noch ein Blitzgeschenk für eure Kinder? „An Nachteule von Sternhai“


Here we go: Die Väter von Bett sind Avery haben sich ineinander verliebt. Der eine wohnt in Kalifornien, der andere in New York. Jetzt wollen sie, dass ihre zwölfjährigen Töchter dicke Freundinnen werden und melden sie für den Sommer zum gemeinsamen Summercamp an. Das sehen die beiden aber überhaupt nicht ein. In einem regen Emailverkehr beteuern sie sich gegenseitig, dass sie alles andere vorhaben, als sich anzufreunden. Ihr Plan fürs Summercamp: einfach nicht miteinander reden. Da hilft es, dass sie obendrein unterschiedlicher nicht sein könnten. Draufgängerin, die das Meer liebt und gerne aus der Reihe tanzt, meets Leseratte, die die sich über alles Sorgen macht, Wassersport hasst, und im entscheidenden Moment weit über sich hinaus wächst. Vor allem aber wollen beide ihren Dad ganz für sich allein. Ein intelligentes, warmherziges Jugendbuch, das mit viel Humor zeigt, dass es verschiedene Arten von großartigen Familien gibt. Auch wenn sie manchmal nicht auf Anhieb funktionieren. Sich bei eigenwilligen Teenagern nicht von den Eltern verordnen lassen. Eine ebenso liebevolle wie skurrile Eigendynamik entwickeln. Und zum Schluss eh alles anders kommt als geplant.