Monat: November 2021

In neuem Licht


„In neuem Licht“, Romanminiaturen von Tanja Schwarz, und jede von ihnen gibt Einblick in ein Leben, das man nicht vergisst. Die Geschichten sind erschütternd gut geschrieben, Gefühle, die jeder kennt, der Kinder, Ex-Partner oder Eltern hat, also jeder, so gut ausgedrückt, wie man es selber niemals könnte. Das Leben ist brüchig, im Gespräch zu bleiben, schwer. Beziehungen sind zu Ende, Kinder wenden sich ab, verschwinden für Monate hinter ihrer Zimmertür. Einsamkeit frisst sich ins Leben. Loszulassen ist genauso schwer wie den eigenen Weg zu finden. Geld ist nie da. Ganz normale Leben, womöglich in der Wohnung nebenan. Und auch, wenn die Lebenswege vielleicht ganz andere sind als der eigene, sind sie literarisch so gut beschrieben, dass man jede Regung verstehen kann. Sogar wenn sich eine Frau in der eigenen Wohnung unterm Bett versteckt und dort den gefälschten Pass ihres Liebhabers findet. Das ist hohe Kunst. Jede Geschichte für sich ist vollendet, aber ich hätte trotzdem gern gewusst, wie es bei den einzelnen Protagonisten weitergeht. Denn das ist vielleicht das Versöhnliche und Optimistische an dem Buch: Es geht immer weiter, die Frauen sind so viel stärker, als sie denken. Auch wenn einer Mutter in den Schweizer Bergen fast das Herz bricht, weil die Tochter lieber zurück zu ihrem Vater und seiner neuen Familie möchte, als mit ihr Ski zu fahren. Aber es bricht eben nur fast. Erschienen bei hanserblau.