Mein Jahr im Wasser Tagebuch einer Schwimmerin
Kanada ist das Land der Wälder, Berge, zweier Meere und, klar, unzähliger Seen. Kein Wunder, dass die Kanadierin Jessica J. Lee Heimweh hat, als sie nach Berlin zieht, um ihre Doktorarbeit zu beenden. Häuser, Kopfsteinpflaster, pralles Leben, alles schön, aber wo ist die Weite, die Freiheit, die Lee für klares Denken braucht? Außerdem hat sie tiefen Liebeskummer und alles zusammen lässt sie in dunkle Löcher fallen. Also schwimmt sie, schwimmt für ihr Leben, für ihr Wohlbefinden, für eine Struktur im Tag, gegen das Alleinsein: schwimmt draußen in Seen, jeden Tag, bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit – in allen, fast allen Seen Berlins und Brandenburgs. In klaren und in tiefen Gewässern, in Wasser, das weich ist und tröstet. In Seen, deren Algen über ihre Beine streichen – unheimlich. In der tiefblauen Havel, in geschichtsträchtigem Wasser, von dem es in Berlin so viel gibt. Sie zeltet an Familienseen und springt in einsame Gewässer, in denen sie sich trotzdem zu Hause fühlt. Sie schwimmt im Herbst, wenn die Luft schon kälter ist als das Wasser, im eiskalten Winter, wenn sie sich erst ein Loch ins Eis hacken muss. Danach reine Euphorie. Lee schwimmt sich frei. Auf dem Rücken paddelnd schaut sie in den Himmel, gewinnt Klarheit über Gedanken und Gefühle. Dabei gewinnt sie eine Unabhängigkeit und Stärke, für die ich sie bewundere. Ein Buch für leidenschaftliche Schwimmer und all diejenigen, die auch in Krisen ihr Leben in die eigenen Hände nehmen. Auch davon erzählt dieses Buch: aufmerksam, inspirierend und ein wenig melancholisch. Mit Tipps und Karten zu 52 Berliner Seen. Das Buch erschien zuerst in England. Auf deutsch im Berlin Verlag.