„Mercy Seat“

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Von Elizabeth H. Winthrop | C. H. Beck Verlag

Louisiana, 1943. Ein schwarzer Junge ist zum Tode verurteilt. Angeblich hat Will ein weißes Mädchen vergewaltigt. Er sagt, dass es nicht stimmt, sie haben sich geliebt. Das Mädchen kann dazu nichts mehr sagen. Sie hat sich am Tag, nachdem sie entdeckt wurden, erschossen. Ein Staatsanwalt, der erpresst wird, um das Urteil zu fällen. Seine Frau, die glaubt, dass es zutiefst Unrecht ist. Zwei Männer, die auf einem Truck den elektrischen Stuhl heran karren. Ein Vater, der einen Kredit für den Grabstein seines Sohnes aufnimmt, und ein Maultier, das zu alt ist, um diesen zu ziehen. Eine verblasene Tankstelle, flirrende Baumwollfelder, Häuser mit Veranda und Fliegentür. Südstaatenschwüle, Hass und Verachtung. Aber auch Elternliebe und Menschen mit riesengroßem Herz. Nell, die Will am Abend vor der Hinrichtung sein Wunschessen kocht. Ein Kind, das sich einem gewalttätigen Rassisten in den Weg stellt. Ein Pfarrer, der sich um verlassene Seelen kümmert, und selbst nicht mehr weiß, woran er glauben soll. Und ein Ehepaar, das nachts losfährt, um einem Fremden zu helfen, ohne zu ahnen, wohin sie das führt. Die Stadt brodelt, als der Abend der Hinrichtung naht. Das Buch ist so schmerzhaft, dass man beim Lesen zwischendurch stockt. Es ist so unglaublich gut geschrieben, dass man es trotzdem nicht aus der Hand legt. Bis zum Schluss hofft, dass ein Wunder geschieht. Elisabeth H. Winthrop wird mit William Faulkner verglichen. Mit „Mercy Seat“ hat sie ein Buch geschrieben, dass ich nie, nie wieder vergessen werde.