Schlagwort: Buchempfehlung

Sie wäre König


Gbeesa ist eine Hexe – sagen die Bewohner ihres Dorfes in Liberia und verbannen die 13jährige in den Wald. Dort hat sie allein keine Chance zu überleben. Aber: Gbeesa kann nicht sterben. Norman lebt mit seiner Mutter auf Jamaica im Haushalt eines gewalttätigen britischen Forschers. Der Junge kann sich unsichtbar machen und hat von einem afrikanischen Land gehört, in dem alle frei sind. June lebt auf einer Plantage in den amerikanischen Südsaaten. Als Baby wird er seiner Mutter geraubt, die fortan als Wind die Seiten dieses Buches durchweht. Mal sanft, mal bestimmt, immer weise und tröstend. June besitzt unermessliche Kräfte, ihm gelingt die Flucht von der Plantage. Durch Zufall landet er auf einem Schiff nach Liberia. Dort kreuzen sich die Lebenswege der drei jungen Erwachsenen, verlorene Seelen mit übernatürlichen Kräften. Immer noch ziehen Sklavenjäger durch die Wälder und überfallen Dörfer. Der junge Staat Liberia wagt hoffnungsvoll die ersten Schritte in eine ungewisse Zukunft. Und stolpert bald. Zu unterschiedlich sind die Interessen der einzelnen Bevölkerungsgruppen. Zu skrupellos die angrenzenden Kolonialmächte, die nichts als ihre Macht verfolgen. Gbeesa, Norman und June kämpfen für ihr junges, neues Land, das tief in seiner uralten Geschichte verwurzelt ist. 
Die Autorin Wayétu Moore schreibt so anders, so magisch und poetisch, dass ihr Buch verzaubert und das trotz des unendlich schwierigen, oft traurigen Themas. Sie verwebt verschiedene Zeitebenen, Schauplätze und Lebensläufe, eine Welt und ihre Geschichte, die mich brennend interessiert. Sie schreibt über unsagbar Grausames und überirdisch Schönes. Sie verliert die Hoffnung nicht. 
Die Autorin stammt aus Liberia, von wo sie als Kind mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg floh. Heute lebt sie in den USA. „Sie wäre König“ erschien im Akono Verlag, ein junger Verlag mit Schwerpunkt auf afrikanischer Literatur.