Bären füttern verboten

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Es gibt Bücher, auf die freue ich mich den ganzen Tag, dass ich sie abends weiterlesen kann. Mit diesem Buch ging es mir so. Sydney ist Freerunnerin, sie klettert auf Häuser, springt von Dach zu Dach 🏠 🍃. Am Boden rennt sie, versucht sich frei zu rennen, rennt um ihr Leben. Sie rennt einer Schuld davon, die sie gar nicht trifft und das ist das Tragische an ihrer Geschichte 🏃‍♀️ . Nach 30 Jahren kehrt sie nach St. Yves zurück, ein malerischer Ort an der englischen Küste, wo sie als Kind mit ihrer Familie die Ferien verbracht hat. Schon lange habe ich kein Buch mit so eigener Sprache gelesen. Rachel Elliot zeichnet Bilder, die Gemütszustände treffen, Bären füttern ist eines davon 🐻 🎂 . Glasklar und poetisch, nüchtern und sentimental. Die Schriftstellerin hat eine Gabe, die Perspektive zu wechseln, und dadurch eine Geschichte auf viele Arten zu erzählen. Einer Tochter fehlt die Mutter anders als dem Vater. Eine Freundin möchte mehr Nähe als ihre Gefährtin. Ein Hund erschnuppert die Stimmung von Menschen. Belle arbeitet in einer Buchhandlung und führt das Hängebauchschwein ihrer Nachbarin aus. Ihr Kollege trägt gerne Frauenkleider und steht eines Tages dazu 💃🍻. Ihre Mutter möchte sich aus ihrer Ehe befreien. Jeder trägt sein eigenes, kleines Schicksal mit sich herum. Und immer rauscht das Meer 🌊 🐦 . Die Dialoge sind meisterhaft, sogar Tote haben eine Stimme. Das Buch ist voller Wärme und Empathie, Geist und Humor, Wahrheit und Hoffnung. Es ist ein Glücksbuch 📖🍀. Erschienen im mare Verlag.