Lesen im Schnee „Unter Menschen“

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Von Mathijs Deen | Mareverlag

Junger Bauer mit 80 ha am Deich sucht Frau. Frau aus der Stadt sucht Haus am Meer. Er findet, dass sie zu viel redet und alles unnötig kompliziert macht. Sie schreibt eine lange Liste mit Bedingungen, damit sie bleibt. Jan ist das Meer egal, es war halt immer schon da. Er interessiert sich für seine Kartoffeln, aber im Winter ist es ihm zu still. Sie, Will, steigt jeden Tag auf den Deich und atmet das Meer und die Weite ein. Sie probieren es. Das Buch ist ein psychologisches Porträt von zwei eigensinnigen Seelen. Von zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, beide so verletzlich und ehrlich, dass es beim Lesen manchmal weh tut. Der Schauplatz ist gigantisch. Ein alter Hof, drumherum – nichts. Nein, das stimmt nicht, denn die Natur ist großartig. Einmal zieht eine Windhose vorbei, ein anderes Mal lässt eine Springflut die Nordsee bis zum Deich steigen, und einmal liegt Schnee bis zum Horizont. Das Ganze ist so gut geschrieben, dass man sich morgens schon darauf freut, später am Tag weiterzulesen. Wer die Marsch kennt, riecht die salzige Luft. Wer sie noch nicht kennt, möchte danach hin.