„Emma“

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Von Jane Austen | S. Fischer Verlag

Ich denke immer noch über Emma nach. Erzählt das Buch mehr als von Teestunden, gegenseitigen Besuchen mit der Kutsche, herrschaftlichen Anwesen und Geplauder? Ja, das tut es. Es zeigt die Rolle der Frau, die in Emmas Gesellschaftsschicht, wenn auch privilegiert, nicht viel darf. Nicht studieren, nicht arbeiten, am besten nicht zu viel denken. Dafür: Klavier spielen, besser noch Harfe, sticken, zeichnen, heiter sein. Kein Wunder, dass die intelligente Emma unterfordert ist und viel Energie darauf verwendet, ihre Freundin unter die Haube zu bekommen. Denn einer unverheirateten Frau von Stand bleibt, wenn sie nicht vermögend ist, nur der Weg, Gouvernante zu werden. Kein Wunder, dass das große Ziel immer die Hochzeit ist. Nur bei Emma selbst nicht, sie ist reich genug und liebt ihre Unabhängigkeit. Für die damalige Zeit ganz außergewöhnlich. In dem Buch steckt daher viel: erste Emanzipationsschritte, klitzekleine, vorsichtige Öffnung der Klassenschranken, Einblicke in das unglaubliche, englische Gesellschaftsgespinst, Gespenst. Viel aus der Zeit steckt noch im England von heute, nicht nur der afternoon tea. Emma wächst einem trotz, vielleicht wegen ihrer Fehler, ans Herz. Sie ist liebenswert und selbstkritisch. Das Buch ist nicht umsonst ein Klassiker, die Sprache wunderschön, die Beobachtungen sind scharf, aber nie boshaft. In der englischen Landschaft wachsen Rosen und Obstbäume, sie ist grün und hügelig, ab und zu reitet jemand vorbei. Ich lese solche Bücher zwischendurch sehr gerne. Auf den ersten Blick nostalgisch, erzählen sie uns doch weit mehr, wenn man aufmerksam liest. Diese Ausgabe ist außerdem ein Schmuckstück, mit rosa Leinenrücken und grünem Schuber musste ich sie einfach haben. Dazu perfekt in Pastell das Kissen @larapintaliving